Tickets für Den unterdrückten Namenlosen eine Stimme geben Kirchenkonzert von „Musik Hier und Jetzt e.V.“ 25.09.25 in Memmingen, Mariä Himmelfahrt
Tickets – Den unterdrückten Namenlosen eine Stimme geben Memmingen
Informationen
Bei dem Kirchenkonzert handelt es sich um den Beitrag des Vereins Musik Hier und Jetzt e.V. zum Jubiläumsjahr "500 Jahre Memminger Freiheitsrechte". Musik Hier und Jetzt e.V. wurde 2022 mit dem Ziel gegründet, der Ernsten Musik der Gegenwart in der Region ein Forum zu geben.
Im Zentrum des ca. 70 - minütigen Programms stehen die beiden Kompositionen "La Fabbrica illuminata" und "Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz" des italienischen Komponisten Luigi Nono (1924 - 1990), der heute zu den wichtigsten Vertretern der so genannten "engagierten Musik" gerechnet wird.
Bei der Etablierung der musikalischen Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Zusammenhang mit der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten das damals neu erfundene Magnettonband von verschiedenen Komponisten quasi als Musikinstrument und Klangerzeuger eingesetzt. Dabei wurden einerseits zuvor aufgenommene Töne, Umweltgeräusche ect. in eigens dafür geschaffenen Studios aufwändigen Manipulationen unterzogen. Andererseits entstanden mit elektronischen Mitteln bis dahin nie da gewesene Klänge , die dann zu Kompositionen zusammengefügt wurden. Neben dem Studio für Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks in Köln, wo Karlheinz Stockhausen in den fünfziger Jahren mit seinen bahnbrechenden Arbeiten für Aufsehen sorgte, entstanden - ebenfalls mit staatlichen Mitteln gefördert - entsprechende Einrichtungen auch in Mailand, Brüssel, Utrecht, Paris u.a.. Während es Stockhausen bis auf wenige Ausnahmen darum ging, bei seinen kompositorischen Arbeiten im Sinne einer "art pour l´art" die neuen elektronischen Möglichkeiten künstlerisch zu erforschen, verstand sich Luigi Nono als bekennender Sozialist seit jeher als Ausdrucksmusiker mit dem ästhetischen Anspruch, sich gegen Unrecht aufzulehnen und den namenlosen Unterdrückten und Benachteiligten in seiner Kunst eine Stimme zu geben.
„La Fabbrica illuminata" ("Die erleuchtete Fabrik") für Sopran und Tonband entstand im Jahr 1964 im Studio des staatlichen italienischen Rundfunks (RAI) in Mailand. Nono verbindet hier in einem Walzwerk in Genua - aufgrund der Arbeitsbedingungen und der häufigen tödlichen Unfälle auch "Todesfabrik" genannt - aufgenommene akustische Eindrücke und im Studio synthetisch erzeugten Klänge , die vom Tonband wiedergegeben werden, mit dem hinzukomponierten Gesang der live agierenden Sopranistin zu einem beklemmenden und anklagenden, zugleich aber auch Hoffnung verbreitenden Komposition. So schließt das Werk mit dem von der Sängerin vorgetragenen Satz: "Vergehen werden die Morgen - Vergehen werden die Ängste- Es wird nicht immer so sein."
„Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz" („Erinnere dich , was sie dir in Auschwitz angetan haben") aus dem Jahr 1966 ist eine reine Tonbandkomposition. Es handelt sich dabei um die elektronische Verfremdung einer auch von Nono stammenden Chorkomposition, die als Bühnenmusik zu dem Theaterstück „Die Ermittlung" von Peter Weiss entstanden ist, in dem auf der Basis von Originaldokumenten der erste Prozess gegen die Beschuldigten von Auschwitz in den 60er Jahren thematisiert wird. Die Komposition beruht auf menschlichen Lauten ohne Text.
Diesen beiden Werken von Luigi Nono werden als Kontrast die beiden Choralvorspiele „Aus tiefer Not schrei ich zu dir" BWV 686 und BWV 687 aus der „Clavier Übung Band III" für Orgel von Johann Sebastian Bach gegenübergestellt. Den Abschluss des Konzerts bilden die 1941 entstandenen „Variationen über ein Rezitativ" op.40 von Arnold Schönberg (1874-1951) , dem Schwiegervater von Luigi Nono, ebenfalls für Orgel.